Autobiografische Notizen …

Alles fing in einem kleinen Ort in der Pfalz an, der nicht mal ein Dorf ist, aber mehr als ein Hof, obwohl er so heißt. Wald und Heide sind hier vor der Haustür, Fritz Walter und das Wunder von Bern in den Herzen und die Liebe zum Essen und Trinken überall. Besonders am Stammtisch des Gasthauses meiner Eltern, wo ich meine ersten Hausaufgaben machte, während ich den Geschichten der Gäste lauschte. Auch später war für Schule, Lernen und Bücher immer Geld da, und am Abendbrottisch sprachen wir über Gott und die Welt. Dort zog es mich hin und in die Großstadt … Zum Abitur blies der Wind of Change kräftig durch Europa, bis zu uns. Journalistin wollte ich werden, um vom Roten Platz in Moskau zu berichten wie Gabriele Krone-Schmalz, nur mit damals langer Lockenmähne.

Auch deshalb studierte ich Slawistik, paukte Russisch, eine Sprache, von der ich bis dahin kein Wort gekannt hatte, nicht mal Frauennamen wie Ljubov, die Liebe, Nadjeschda, die Hoffnung, oder nasch tschelovjek, eine von uns. Ich schwelgte in Literatur und Kultur und referierte vor von sich überzeugten Politik- und Publizistikstudenten an der Universität der Landeshauptstadt. Zum Auftanken holte ich das Lyrische Stenogrammheft von Mascha Kaléko heraus, das ich bis heute liebe.

Eine Sprachreise führte mich nach St. Petersburg, die Millionenstadt, die auf Sumpf gebaut ist, das Venedig des Nordens, das angeblich mehr Brücken und Kanäle hat als Amsterdam. Wie eine große Theaterbühne und ewiger literarischer Schauplatz aus Stein trotzt sie seit mehr als 300 Jahren den Stürmen vom Meer. Das Meer heißt dort baltisch und ist die Ostsee, eine feine Dame, an deren Strand ich inzwischen in Ahrenshoop, Kühlungsborn oder Warnemünde besonders gerne sitze, lese, schreibe und Unendlichkeit atme. Auch wenn der Horizont aussieht, als ob dort die Welt ende. Meistens reise ich mit einem Koffer voller Bücher, um dann in der ersten Strandbuchhandlung neue zu kaufen, die in dem Moment einfach besser passen. Zuhause schreibe ich am Schreibtisch mit Blick auf einen Apfelbaum, der wächst und wächst und auf eine belebte Straße zwischen Stadt und Wald.

Ins Rheinland kam ich für den Job. Dort lernte ich alles über PR, Claims, Slogans, Imagetexte, Print und Web. Geblieben bin ich aus Liebe und vielleicht auch wegen des Rheins. Städte am Fluss sind ein Versprechen, hier gibt es ein Rein und Raus, ein Weiter und irgendwann kommt dann immer das Meer. Seit ich in Bonn und Umgebung lebe, habe ich neben meiner Postkartenkiste aus dem Studium auch eine Karnevalskiste. Geht ja nicht anders. Meine liebsten sind aber die Weihnachtskisten. Als bekennende Weihnachtstrulla zelebriere ich es jedes Jahr, sie auszupacken. Ein bisschen hat sich das wohl vererbt, denn meine Jungs hören locker im Sommer Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel.

Seit einiger Zeit höre ich gerne Podcasts, am liebsten welche, die mit Lesen, Schreiben, Büchern, Kreativität zu tun haben. Zum Beispiel in der Küche, wenn ich russische Blinis, Pfannkuchen, backe, aus einem finnischen Kochbuch aus St. Petersburg, in dem die Seiten mit dem Rezept inzwischen verklebt sind. Dann denke ich auch an meine Lieben in der Pfalz, an meine Eltern und Großeltern, denn da geht bis heute Liebe durch den Magen – was die häufig gestellte Frage Was willst du essen? Viel größer und bedeutender macht – und an meinen Opa Josef. Er war Bahnbeamter und las, wenn er am Stellgleis saß und wartete, unzählige Bücher. Auf die Frage, warum er nicht verreise, obwohl er doch kostenlos Zug fahren könne, antwortete er stets: Ach, überall ist Welt. Und alles ist eh mit allem verbunden …

Berufliche Stationen